Schäfchenwolken
09.07.2022Wie aus diesen Flauschefusseln
ausgewachsene Wolkenschafe werden? Wolle, Wasser, Seife und danach Nadel, Faden und etwas Rouge…fertig zum Wolkenritt!
Wie aus diesen Flauschefusseln
ausgewachsene Wolkenschafe werden? Wolle, Wasser, Seife und danach Nadel, Faden und etwas Rouge…fertig zum Wolkenritt!
endlich – endlich konnte die schur stattfinden….da dieses ereignis für alle seiten auch eine gewiße aufregung bedeutet, hielt sich die begeisterung der betroffenen wie jedes jahr in grenzen
und doch siegte nach dem termin die erleichterung über die erleichterung – obwohl die ouessants als kleinste europäische rasse gelten ist der wollertrag wirklich groß – fünf dicke, wunderschöne vliese liegen nun zum lüften im stadl. mit durchschnittlich 28mic ist die wolle fein und die fasern sind mit bis zu 35cm (je nach tier) richtig schön lang. im gefilzten zustand ist es wahrlich kuschelig und variiert farblich von hellem grau an den spitzen über sattes braun bis zu schwarz. das grau wird von jahr zu jahr dominanter – auch schafis werden älter! ein blick auf die herbst- und wintertracht läßt das farbspiel erahnen
nach getaner arbeit lernen sich freunde neu kennen
und frauchen kann wieder filzen und sich nach getaner arbeit wohlig eingehüllt zu ruhe setzen –
in diesem jahr auch im juli nicht wirklich ungewöhnlich…
darf ich vorstellen: lucy! gerade mal eine woche alt wurde die kleine von ihrer mutter nicht angenommen – diese kümmert sich ausschließlich um die um einiges größere zwillingsschwester.
da lucy von anfang an einen starken überlebenswillen und hunger zeigte, holt sie in gewicht und größe langsam aber sicher auf. zwar sind ihr die übrigen schafe ein bisschen unheimlich – wohnt sie doch nun in der wohnküche des alten hofes.
auf schritt und tritt folgt sie nun oma liesl- wohin auch immer diese geht. auch im badezimmer oder im gemüsegarten ist sie dabei und staunt über alles, was sich bewegt. mit ihren drei weißen und einem braunen fuß ist sie das schönste lämmchen, das ich dieses jahr gesehen habe.
dieses mal weiß ich es wirklich nicht… –
es ist RIESIG, rund und kuschelig, bäht unglaublich erdig und laut und liebt es, auf seiner stirn und hinter den ohren gekrault zu werden. außerdem ist es wohl eng mit ziege befreundet, kaum konnte ich mich losreißen, da die beiden das streicheln und kraulen zutraulich und glücklich, kopf an kopf so genossen haben.
dem impuls nach einer minute „jetzt muß ich aber“ nicht nachgebend habe ich trotz nieselregen und leicht ungemütlicher körperhaltung in dieser begegnung verharrt – und wurde plötzlich ruhig in diesem ganzen wust von leben eines ganz normalen donnerstagnachmittags. auch wenn ich also nun nichts über die rasse oder wolle dieses tieres erzählen kann – für gestern war es ein seelenschäfchen, ein kuschelstein in der brandung des alltags – das, obwohl wohlig die augen geschlossen, mir tief ins herz schaute – ja.
hier die schafe des monats.
es handelt sich um eine herde, die im winter regelmäßig in direkter nachbarschaft für eine nacht rastet und richtige blökstimmung in unsere kleine herde bringt. ansonsten sind sie unterwegs auf den hügeln und donauhängen der gegend und immer gut zu lokalisieren, wenn man den kleinen schwarzen bemmerln folgt. hier seht ihr sie im morgendunst, mindestens genau so wach wie der fotograf…da sich luchs, wolf und bär doch rar machen, der ominöse marderhund auch noch nicht wirklich hier aufgetaucht ist und ihnen feldhasen, rehe und füchse nichts anhaben, können sie hier bei uns in relativer ruhe ihrem ausgeprägten herdentrieb frönen – frohe wanderschaft!
miss februar – mimi, eines unserer ouessantschäfchen.
der heftige schneefall der letzten 18 stunden hält an – einmal gut geschüttelt, dann ist das wollkleid wieder von geschätzten 10cm neuschnee befreit. leider 3 sekunden vor auslösen der kamera….aber wer kann diesem blick schon böse sein??
ouessantschafe fühlen sich draußen eigentlich immer wohl, in regen, schnee und eis. selten sind sie in ihrem stall anzutreffen- mehr ouessantwollbilder findet ihr hier auf diesem meinem kanal.
ich werde jetzt nochmal rausschauen – die chance, die 5 im schnee zu finden verringert sich trotz der kontrastfarbe von minute zu minute…vielleicht begeben sie sich ja nach längerer diskussion doch mal nach drinnen – zum frühlingserwarten….
dieses jahr werden euch meine „schafe des monats“ begleiten. soviele nachbarn und bekannte haben die unterschiedlichsten schäfchen, gerne halte ich auch am wegesrand an, wenn dort eine herde friedlich grast, um zu erkunden, ob die wolle vielleicht für mich interessant sein könnte – zumindest die tiere sind es für mich immer. diese kuscheligen nachbarn möchte ich euch jeden monat zeigen – vielleicht bekommt die ein oder andere lust, selbst mal die augen offen zu halten nach neuen wollquellen (warum immer in die ferne schweifen wenn das gute liegt so nah…)
darf ich vorstellen: der monat januar und somit mrs und miss january: erika und molli, ihres zeichens gute und umgängliche niederbayerische waldschafe, beheimatet bei connie (klick) , in deren glaswerkstatt die beiden direkte einsicht haben .
ursprünglich stammt das waldschaf aus dem gebiet mühl- und waldviertel (daher auch der name) , beheimatet war es v.a. auch im böhmischen und bayrischen wald, also im grenzgebiet zwischen deutschland, österreich und tschechien. die rasse geht auf das inzwischen ausgestorbenen europäischen urschaf, das zaupelschaf zurück. förderprogramme versuchen, das waldschaf (seit den 80gern anerkannte rasse) in den ursprungsgebieten wieder anzusiedeln. man geht von einem bestand von ca. 1700 tieren in deutschland aus.
für den faserfreund interessant ist die feinheit der wollfaser, kann sie so doch für verschiedene filzprojekte gezielt verwandt werden. diese wird in mikron (tausendstel millimeter) gemessen. je höher der mikronwert, desto gröber ist die faser. ein durchschnittliches menschenhaar hat 60-80mic.
die wolle des waldschafes bewegt sich im bereich zwischen 35-40 micron, also eine sehr grobe wolle. in der verarbeitung, v.a. im kardierprozess empfand ich die wolle als sehr hart, grannig und langfasrig, beim filzen blieb trotz intensiver bearbeitung recht viel luft im verbund. gute ergebnisse habe ich gemacht, als ich für ein sitzkissen waldschaf mit deutschem merino gemischt habe. so entstand die nötige dichte und der charakter der groben waldschafwolle (dem steinschaf sehr ähnlich) blieb prima erhalten, da die merino quasi als feinfasriger kitt fungierte und schön in die lücken rutschte.
erika und molly wird das weniger interessieren – nachdem ich ihren stall verließ, haben sie sich unverzüglich ihrer winterlieblingstätigkeit gewidmet: fressen.