anbeginn

von eva strittmatter

mein leben setzt sich zusammen: ein tag wie dieser. ein anderer tag. glut und asche und flammen. nichts gibt es, was ich beklag.

 

früher habe ich so gefühlt: irgendetwas großes wird sein. inzwischen bin ich abgekühlt: es geht auch klein bei klein.

 

was soll schon großes kommen? man steht auf, man legt sich hin. auseinandergenommen, verlieren die dinge den sinn.

 

doch manchmal sind solche stundenvon freiheit vermischt mit wind.da bin ich ungebunden und möglich wie als kind.

 

und alles ist noch innen in mir und unverletzt. und ich fühle: gleich wird es beginnen. das wunder kommt hier und jetzt.

 

was es sein soll? ich kann es nicht sagen. und ich weiß auch: das gibt es gar nicht. aber plötzlich ist hinter den tagen noch zukunft ohne pflicht.

 

und frei von furcht und hoffen, und also frei von zeit. und alle wege sind offen. und alle wege gehen weit.

 

und alles kann ich noch werden, was ich nicht geworden bin. und zwischen himmel und erden ist wieder anbeginn.

 

danke frau strittmatter und dem andere- zeiten- team für diese aufwühlend-mutspendenden worte.