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löwenzahnphilosophie

die weidewiesen sind bereits wieder ein meer duftiger samenstände – vor 3 wochen allerdings packte ich die gelegenheit beim schopfe, mal wieder etwas auszuprobieren

ca. 1,2 kg löwenzahnblüten wanderten in den topf – nicht zur sirupherstellung, nein – zum färben. und da ich für alles mit kurzen wegen, wenig zusatzstoffen (alaunbeizung des färbeguts) und nachwachsenden rohstoffen zu begeistern bin ist es dieses jahr der löwenzahn, der auf seine verwendung überprüft wurde.

nach einiger köchelzeit der blüten seihte ich diese ab und färbte vorbereitetes dochtgarn, kammzug und seidenstrang – ca. 2 stunden auf köchelnden 90 grad.

mit meinem gußeisernen superoberflohmarktfundsieblöffel (durchmesser ca. 30cm – wahrscheinlich ein kraut- oder doch ein blutwurst (brrr…) schöpfer?) fischte ich nach dem schatz im goldsee – heraus kam (im sonnenlicht schwerlich erkennbar) eine heimelige warme gelbfärbung

die für die nächsten wickeleien gleich verwandt wurde.

quietschigbunter ging es da schon bei den kindern zu, die sich mit mir den schafen, deren wolle und auch dem filzhandwerk näherten – am maifest an der theodor-eckert-schule entstanden filzige stifte, die das mäppchen etwas aufpimpen werden

sowohl 4. als auch 2. klässler hatten ihren spaß – und auch die lehrerinnen konnten sich nicht zurückhalten – wie schön!

einige tage später filzten 6.-klässler sternenschalen für kleinigkeiten oder auch für die träume der letzten nacht  –

das farbspiel der melierungen, die während des filzprozess entstehen begeisterte die mädchen und spornte an, durch immer kräftig werdendes walken die schalen bis zum ende zu formen. auch ich bin immer wieder gefangen, wie diese einfache form durch sorgfältiges arbeiten ihren zauber verbreitet – die lange arbeit ist diesem bild aber auch anzusehen.

in der lebenshilfe filzten wir herzen, die den teilnehmern das herz und den mund öffneten – sovieles bewegendes kam in diesen stunden zur sprache, dass es mir die sprache kurzzeitig verschlug – ungewöhnlich und heilsam.

viele handgriffe und viel zeit ist nötig, um dem löwenzahn oder anderen pflanzen ihre farbe zu entlocken. auch wenn der vorgang bekannt ist, ist es doch jedesmal eine neue erfahrung, die da gedeiht. in der kursarbeit mit so vielen verschiedenen menschen ist es ähnlich – das weitergeben, wie kleine schritte und beständiges arbeiten zum ziel führen, wie „fehler“ kreative umwege erschliessen, wie geduld rosen bringt – und die freude, wenn das ergebnis dann in der hand liegt – ist jedesmal eine – meine – neue freude.

wunderbar

 

stand er da im silberhaar.

aber eine dame, annette war ihr name

machte ihre backen dick

machte ihre lippen spitz

blies einmal, blies mit macht,

blies ihm fort die ganze pracht

und er blieb am platze

mit einer glatze.

josef guggenmoos